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Gartenträume der Generationen

Wie der Umgang mit Tradition und Zukunft Bad Dürrenbergs die Landesgartenschau 2023 zum Erfolg führen soll und dabei die Stadtgesellschaft neu zusammenrückt

Kaum war 2017 das Klirren der Sektgläser beim Anstoßen auf die Landesgartenschau 2023 in Bad Dürrenberg verklungen, hieß es für alle Beteiligten, die Ärmel hochzukrempeln. Von Beginn an war klar: Solch ein Mammutprojekt lässt sich nicht so leicht schultern. So fordern die Vorbereitungen auf diesen Besuchermagneten nicht nur einen organisatorischen Kraftakt, sondern auch den Schulterschluss der Generationen. Denn Tradition und Zukunft sollen gleichermaßen Einfluss auf die Gestaltung der Schau nehmen.

Es ist ein bisschen so, als habe der Kurpark, maßgebliches Zentrum der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg, die vergangenen Jahrzehnte im Dornröschenschlaf verbracht. Lange sind sie her, die Glanzzeiten dieses Ortes als staatliches Kur- und Heilbad. In den Jahren vor der Wende setzte ein Verfall ein, der seither nur schwer aufzuhalten ist. Der Zuschlag für die Landesgartenschau ist ein Glücksfall für das Areal.

Mit zahlreichen, ganz unterschiedlichen Ideen für die Gestaltung der Landesgartenschau wendet sich Bad Dürrenberg im Saalekreis nun der mehr als 200 Jahre alten Historie seines Kurparks zu und schlägt gleichzeitig eine Brücke in die Zukunft.

„Unternehmen, Vereine, Schulen und sogar Kitas brachten dazu zahlreiche Vorschläge ein“, freut sich Steffen Müller, Vorsitzender des Fördervereins Landesgartenschau Bad Dürrenberg 2022. So trafen, ganz im Sinne der Organisatoren, Tradition, Vergangenheit und Zukunft aufeinander.

Greifbar wird die Rückbesinnung auf die Vergangenheit und deren Transformation in die Zukunft am Beispiel einer sogenannten Stehschaukel. „Das ist ein Spielgerät, das schon in den 1920er Jahren die Kinder im Park begeisterte und nun wieder aufgebaut werden soll“, verrät Steffen Müller. Auch ein großer Kletterspielplatz, in baulicher Konstruktion dem Gradierwerk nachempfunden und mit zwölf Metern genauso hoch, soll neue, abenteuerliche Kindheitserlebnisse im Kurpark ermöglichen und gleichfalls Identität stiften.

Mit ihren Plänen für die Rückeroberung des Areals treffen die Organisatoren in der Stadt offensichtlich einen Nerv. Beinahe jeder Bewohner der Stadt, egal welchen Alters, verbindet eigene Geschichten mit dem Kurpark. Die Älteren haben noch die letzten Dekaden der Salzproduktion erlebt, die bis in die 1960er Jahre das industrielle Leben der Stadt mitbestimmte.

Mehr als hundert Jahre zuvor hatten sich der Park und das Gradierwerk zum Ort der guten Luft für Kur- und Heilzwecke mit tausenden Patienten im Jahr entwickelt. Sie sogen das Salz im gesunden Mikroklima beim Spaziergang entlang des Gradierwerks in der gepflegten Parkanlage ein. Blumenbeete, weite Rasenflächen, Bäume und Strauchgruppen wechselten sich damals im weiten Gelände wohltuend ab.

Mit dem Ende der Salzproduktion folgte in den 1970er Jahren noch einmal eine florierende Zeit als beliebtes Naherholungszentrum, bevor die aufwendige Park- und Gebäudepflege Stück für Stück aussetzte und immer weniger Gäste anzog. Das soll sich spätestens zur LAGA 2023 ändern. Einheimische wie Besucher können dann, so ist die Vision, den Park und die Stadt mit allen Schätzen (wieder-)entdecken.

Ein wahres Kleinod ist dabei auch die Pflaumenbaumlaube. Der schattige Ruheplatz erhält in seiner seit jeher beliebten Funktion als Rückzugsort für junge verliebte Paare besonders herzliche Aufmerksamkeit. Dass der Ort auch heute noch für Jugendliche eine Rolle spielt, zeigt eine Idee aus der Bad Dürrenberger Borlach-Schule: Hier wurde, ganz zeitgemäß und den Ansprüchen der „Generation Internet“ entsprechend, ein WLAN-Zugang für die Laube vorgeschlagen. Auch für Hochzeiten könnte der Ort Potenzial haben, ist eine weitere Überlegung. Ein umgestalteter Musikpavillon wiederum soll die reifere Generation erfreuen und für Geselligkeit und Entspannung sorgen.

Schon immer brachte der Park Menschen jeden Alters zusammen. Die Ideensammlung zeigt in besonderem Maße, wie Tradition und Innovation am Ende eine gelungene Symbiose für das gemeinsame Ziel bilden können: eine Landesgartenschau für alle.

18. August 2020 - Anmerkung der Redaktion: Die Landesgartenschau wird erst im Frühjahr 2023 ausgerichtet. Dem Vorschlag Bad Dürrenbergs stimmte die Landesregierung Sachsen-Anhalts zu. Abschließend entscheidet der Stadtrat und der Aufsichtsrat der LAGA 2020 voraussichtlich Ende August in einer Sondersitzung über die geplante Verschiebung.

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