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Menschlichkeit und Hingabe sind Trumpf

Projektbeschreibung

Das Kloster St. Marien zu Helfta bei Eisleben (Bistum Magdeburg) beherbergt seit November 2015 insgesamt 48 Geflüchtete – Nonnen geben Deutschkurse. Es wird konzentriert gelernt, gespielt und gemeinsam gefeiert. Unter den Geflüchteten sind 20 Kinder. Das schwarze Kopftuch und der schwarze Nonnenschleier – es passt und irritiert niemanden. Es wird unterrichtet, nicht missioniert. Etwa drei Jahre werden die Nonnen und die Geflüchteten für- und miteinander leben.

 

Aus erster Hand – Priorin des Klosters Christiane Hansen berichtet

Im Sommer 2015 überlegten wir, den ehemaligen Hotelbetrieb auf unserem Gelände als Wohnfläche sinnvoll neu zu nutzen. Der Landkreis suchte händeringend Unterkünfte für syrische Geflüchtete. Wir stellten das sogenannte „Herrenhaus“, eine Immobilie von 750 Quadratmetern mit 22 Zimmern (44 Betten) und Seminarräumen zur Verfügung.

Mit Landrätin Angelika Klein (Die Linke) gab es von Beginn an eine gute parteiunabhängige Zusammenarbeit: humanitäre Flüchtlingshilfe und unsere Christenpflicht zur Aufnahme von Geflüchteten als gemeinsames Gebot der Stunde. Die ersten Geflüchteten zogen im November ein. Mir war wichtig, dass sie sich bei uns wohl fühlen. Noch bevor offizielle Deutschkurse organisiert wurden, hatten wir einfach selbst mit dem Unterricht begonnen.

Zwei Schwestern unterrichteten täglich im Herrenhaus. Nachbarn brachten uns deutsches Unterrichtsmaterial. Überhaupt war die Bereitschaft der Nachbarschaft groß, uns und die Geflüchteten zu unterstützen. Nachdem dann das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Deutschunterricht anbot, zu dem vorwiegend die Männer gingen, kümmerten wir uns vor allem um die jungen Mütter, die bei den Kindern bleiben und den städtischen Unterricht nicht besuchen können. Denn auch sie wollen Deutsch lernen.

Oft werden wir nach Problemen gefragt, weil wir als katholische Nonnen muslimische Geflüchtete aufnehmen. Gleich zu Anfang sagte einer der jungen Männer (auf Englisch) zu uns: „Wir respektieren eure Religion, ihr respektiert die unsere“. Und so ist es – völlig problemlos. Der Ruf des Muezzin kommt über Handy, bei uns läuten die Glocken und alle wissen hier: Jetzt ist es Zeit zu beten!

Die Geflüchteten sind so froh über jede Beschäftigung und Gelegenheit zum Gespräch. Sie helfen in der Küche beim Spülen, beim Herrichten unserer Gästezimmer. Es ist wichtig, miteinander zu reden – in einfachen Sätzen. Wir haben auch einige Kinder in unseren Kindergarten aufgenommen, dort lernen sie leichter Deutsch und integrieren sich gut. Die syrischen Eltern unterstützen dies sehr. Sie nennen den Kindergarten „Babyschule“. Wir feiern gemeinsam, in großer oder kleiner Runde. Es gab eine Nikolausfeier mit deutschen und syrischen Kindern, sogar eine Art „Weihnachtszusammenkunft“. Und zum Fest der Unschuldigen Kinder hat das Noviziat mit den Syrern Kicker gespielt.

 

Hintergrund

Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn und der Evangelischen Kirche in Deutschland in Hannover stellen die beiden Kirchen insgesamt in diesem Jahr 183,6 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung. Insgesamt werden in Deutschlands Klöstern weit mehr als 3.500 Geflüchtete betreut.

Das Kloster Helfta bei Lutherstadt Eisleben wurde 1229 gegründet. Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Frauenklöster im Zentrum Europas, bevor es 1525 in den Bauernkriegen unterging. Später war die Anlage preußische Staatsdomäne und DDR-Volksgut. 1999 wurde sie von Zisterzienserinnen aus dem bayerischen Kloster Seligenthal wieder besiedelt. Sie machten daraus ein kulturelles Zentrum mit überregionaler Ausstrahlung.

 

Projektzeitraum

Seit Oktober 2015

 

Kooperation

Das Kloster hat das Herrenhaus an den Landkreis Mansfeld-Südharz verpachtet.

 

Kontakt

Priorin des Klosters St. Marien zu Helfta
Christiane Hansen
Lindenstraße 36
06295 Lutherstadt Eisleben
Telefon: 03475 7114 00
E-Mail: pforte(at)kloster-helfta.de
Web: www.kloster-helfta.de

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