Menu
menu

Die BEQISA schafft Verbindungen

Netzwerke, von denen alle bis ins hohe Alter profitieren

Die Beratungsstelle zur kommunalen Quartiersentwicklung in Sachsen-Anhalt – kurz BEQISA – gibt es seit knapp einem Jahr. Ein sperriger Titel, unter dem man sich zunächst nicht viel vorstellen kann. Die BEQISA hat sich drei Themenschwerpunkte auf die Fahnen geschrieben: Wohnen, Technik und Versorgung im Quartier. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Projektleiterin und Gesundheitswirtin Yvonne Jahn (43) aus Magdeburg. Sie hat 20 Jahre lang in der Wohnberatung gearbeitet und ist Vorstandsmitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e. V.

Für wen sind Sie mit Ihrem Projekt da, wer kann Hilfe von Ihnen erwarten?
Y.J.: Wir sind kein Ansprechpartner für ältere Menschen oder deren Angehörige, die beispielsweise Hilfe brauchen, um eine Wohnung umzugestalten, damit man darin möglichst barrierefrei leben kann. Aber natürlich hat unsere Arbeit damit etwas zu tun. Nehmen wir das gerade genannte Beispiel – den barrierefreien Umbau. Dafür gibt es die Beratungsstelle Prävention im Alter – PiA e. V. Wir wollen alle Handelnden aus der Quartiersarbeit, die irgendwie für einen Lebensraum stehen, miteinander vernetzen.

Sind denn diese Akteure heutzutage nicht längst schon miteinander vernetzt?
Y.J.: Nur teilweise und sehr selten in festen Netzwerken. Wir haben im vorigen Jahr begonnen, Kontakt zu allen Landkreisen und vielen Akteuren in der Quartiersarbeit aufzunehmen. Neben der Vorstellung unserer Beratungsarbeit haben wir die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und der Weiterentwicklung unserer Themen abgesprochen. Hauptziel dabei ist die Förderung und Stärkung von Strukturen in Sachsen-Anhalt, die älteren Menschen mit und ohne Hilfe- und Pflegebedarf ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben im Quartier bis ins hohe Alter möglich machen und dem Eintreten und der Zunahme von Pflegebedürftigkeit präventiv entgegenwirken.

Haben Sie dafür auch ein konkretes Beispiel?
Y.J.: Unser Fokus liegt auf den älteren Menschen, die über kurz oder lang Hilfe brauchen, um ihren Alltag zu bewältigen. Jeder möchte so lange wie möglich in seinem Zuhause bleiben. Gerade in ländlichen Gegenden kann das problematisch sein. Die Strukturen bröckeln – keine Einkaufsmöglichkeiten, kein Nahverkehr, kein Arzt im Ort, kaum Möglichkeiten sich zu begegnen und auszutauschen. Das heißt, mit einem Wohnungsumbau ist es längst nicht getan. Ein Dorfladen könnte helfen, ebenso Bürger- oder Rufbusse. Wir kennen die Projekte, die es schon gibt, bringen Akteure zusammen, tauschen Wissen aus und unterstützen bei Lösungsfindungen. Der eine weiß, wo man Fördermittel beantragen kann, der andere hat Ideen zur Schaffung von neuen Wohnformen. Also ganz praktische Dinge. Mitunter sind es wirklich Kleinigkeiten wie Bänke vor dem Haus oder Ähnliches, die wirklich viel bringen.

Im Salzlandkreis sind wir gerade in den Prozess einer Pflegenetzwerkbildung eingestiegen. Das läuft dort sehr gut an. Der Seniorenbeirat ist von Beginn an eingebunden. Hört sich vielleicht komisch an, aber es ist eher selten, dass die, für welche die Netzwerke oder neuen Einrichtungen geschaffen werden, sich beteiligen. Das ist schlecht. Das wollen wir ändern.

Sie sind zu viert in der Beratungsstelle – was zählt denn neben dem Bekanntmachen Ihrer Organisation und dem Aufbau von Netzwerken noch zu Ihren Aufgaben?
Y.J.: Wir haben jeden Landkreis und jede Kommune dazu aufgerufen, ihren eigenen Image-Film zu produzieren. Darin sollen die Fragen geklärt werden: Was läuft besonders gut bei uns und wo ist noch Luft? Die Filme sollten schon fertig sein, aber die Corona-Pandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Projekt lag dann erst einmal ein paar Monate auf Eis. Die Gespräche waren im Frühjahr geplant und die Filme sollten im Sommer gedreht werden – diese Zeitschiene hat sich nun nach hinten verschoben. Im September wurden die ersten Filme gedreht. Fertig ist noch keiner. Damit hatten wir nicht gerechnet.

Die einzelnen Image-Filme wollen wir dann auf unseren Internet-Seiten veröffentlichen. Dort sieht man auch schon eine Reihe von guten Ideen, die wir als sogenannte Steckbriefe präsentieren. Diese Sammlung wird von uns fortlaufend erweitert, bietet aber auch jedem die Möglichkeit, eigene Projekte an uns zu melden. In unserer Rubrik „Aktuelles“ findet man themenrelevante Veranstaltungen, vielfältige Ausschreibungen und neueste Informationen.

Außerdem sind die Kontakte zu allen Partnern eingestellt, mit denen wir arbeiten und zukünftig auch ein Quartiersleitfaden.

Was ist denn ein Quartiersleitfaden?
Y.J.: Ich hatte es vorhin schon einmal angerissen. Das ist eine Handreichung für lokale Akteure, die in den Bereichen einer alternsgerechten Struktur arbeiten oder sich für den Aufbau von Netzwerken interessieren. Damit wollen wir ein Handeln anregen, weg von Einzellösungen, hin zu mehr Entwicklung integrierter Ansätze unter Einbeziehung aller relevanten Akteure sowie der Menschen, die in den Städten und Gemeinden leben. Wenn das alles stimmig ist, profitieren dabei nicht nur alte Menschen, sondern auch andere Quartiersbewohner wie Familien, Jugendliche, Zuwanderer oder auch Menschen mit Behinderungen.

Wie sieht denn Ihr Zeitplan aus? Wann sollen denn diese Netzwerke und der Quartiersleitfaden stehen?
Y.J.: Unsere Beratungsstelle ist nach einer Vereinbarung im Koalitionsvertrag als Projekt für vier Jahre eingerichtet worden – also bis 2023.
Gerade erst hat der Finanzausschuss des Landes 300 000 Euro pro Jahr an Fördermitteln bewilligt. Um diese Fördermittel können sich Einrichtungen bewerben, zum Beispiel mit einem Wohnprojekt mit Verknüpfungen zu Infrastrukturangeboten oder in Verbindung mit technischen Assistenzlösungen. Dazu könnte auch ein sogenannter Techniklotse gehören – jemand, der denen, die es brauchen, immer wieder die Technik erklärt und hilft, diese dann auch zu nutzen.
Wir finanzieren keine Projekte voll aus, aber wir können mit dem Geld helfen, solche Projekte auf den Weg zu bringen, und das ist eine wichtige und sehr schöne Aufgabe

Weiterführende Informationen:

www.beqisa.de

Zurück zur Übersicht