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„Remote Work“ ist Arbeitsmodell der Zukunft

Deutschlands Startup-Hochburgen sind Berlin und München. Doch auch Sachsen-Anhalt hat eine lebendige Gründerkultur. Förderprogramme, Investoren und Aktive greifen Gründerinnen und Gründern unter die Arme.

Das FOUND IT!-Logo ist ein Spaten. Warum?

Christian Schöne: Wir wollten ausdrücken, dass wir den Boden bereiten, den ersten Spatenstich herbeiführen und auch das Fundament gießen. Manchmal warten wir auch noch, bis es ausgehärtet ist. Zielgruppen sind Gründende und Startups. Auch der Name FOUND IT! soll darauf abzielen. Man muss versuchen, eine Marke zu bilden. Wir sind da seit 2012 dran.

Es gibt in Sachsen-Anhalt viele, die Gründerinnen und Gründer unterstützen. Sie zielen auf etwas ganz Bestimmtes ab. Auf was?

Christian Schöne: Wir widmen uns dem smarten Gründen im ländlichen Raum, wobei smart hier für geschäftstüchtig und clever sowie digital und multimedial steht. Dafür haben wir das Bündnis landvernetzen.de ins Leben gerufen. Wenn man das ohne Punkt liest, heißt es Landvernetzende. Und das ist es, was wir sind. Gründungsfördernde Akteure, die sich aktuell noch auf die Südhälfte Sachsen-Anhalts fokussieren, aber nicht zwangsweise beschränken. Konkret sind das die Regionen Salzlandkreis, Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und Dessau-Roßlau. Dort gibt es ja auch die drei Hochschulstandorte Bernburg, Dessau und Köthen. Landvernetzen.de ist zunächst auf vier Jahre angelegt. Wer hier gründet, der will hierbleiben. Und wer gründet, braucht in erster Linie Business Angels und Venture Capital.

Warum sollten Gründende und Startups aufs Land gehen?

Christian Schöne: Ich sage: Nationale und internationale Konkurrenzfähigkeit kann man sich von überall erarbeiten. Die größte Hürde im ländlichen Raum ist die Distanz. Aber die kann überwunden werden, wenn die digitale Infrastruktur stimmt. Remote Work ist das Arbeitsmodell der Zukunft. So ist Zusammenarbeit quasi an jedem Ort der Welt möglich. Die neue Arbeitswelt besteht nicht mehr daraus, jeden Tag ins Büro zu fahren. Homeoffice hat sich ja längst etabliert, und ein Unternehmen lässt sich vom Laptop aus von überall gestalten und leiten. Voraussetzung ist natürlich, dass die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien passen, aber da ist das Land dran, und es geht in Sachen Breitbandausbau voran. Der ländliche Raum wird immer digitaler. Remotes Arbeiten muss eben auch in der Scheune auf dem Dorf möglich sein, denn der ländliche Raum sind aus unserer Sicht sowohl die Kleinstadt als auch die Scheune irgendwo im Nirgendwo.

Welche Rolle nimmt FOUND IT! im Bündnis landvernetzen.de ein?

Christian Schöne: Wir wollen die Plattform bereiten, auf der sich die vorher eingeworbenen Kooperationspartner vernetzen, um Gründerinnen und Gründern zu helfen. Eine Art Sammelbecken, wenn man so will. Da geht es um die Erstberatung, Formalitäten und natürlich um Geld – um Fördermittel und um Risiko- und Investorenkapital. Das läuft für den ländlichen Raum anders als für große Metropolregionen. Herausfordernder, um ehrlich zu sein. Seit Mitte 2019 hat FOUND IT! etwa 40 Partner ins Boot geholt. Jeder bringt sich ein, wo und wie er kann. Wer gründet, braucht viel Wissen. Und es geht im Kern auch darum, eine gemeinsame Gründungsidentität zu schaffen. Das haben wir geschafft, wenn alle Beteiligten stolz sagen: „Hey, ich bin bei landvernetzen.de.“ Da haben wir wieder den Anspruch, eine Marke zu etablieren. Als Beispiel möchte ich B!Gründet nennen, das Gründungsnetzwerk der Berliner Hochschulen. Dort ist das hervorragend gelungen. Aber es ist eben auch eine Millionenstadt.

Die Hochschule Anhalt zählt zu den gründungsfreudigsten Hochschulen Deutschlands. Früher hat das Gründerzentrum nur nach innen gearbeitet, landvernetzen.de bedeutet eine Öffnung nach außen, weil jeder mit einem akademischen Hintergrund und einer innovativen Idee kommen kann. Warum war das wichtig?

Christian Schöne: In unserer Arbeit hat irgendwie etwas gefehlt. Dieses Strahlen nach außen, das uneingeschränkte Sichtbarmachen von Angeboten und Hilfen, das Vermitteln und, und, und. Wir sind ein erfahrener Akteur im Gründungsgeschehen, und es war an der Zeit, Expertisen nach draußen zu tragen. Dass wir den Fokus mit landvernetzen.de auf den ländlichen Raum legen, ist aber noch nicht so in der Tiefe angekommen, wie ich mir das wünsche. Auch die neue Öffnung muss sich noch herumsprechen, aber das wird passieren. 2021 haben wir etwa 40 Gründungsvorhaben an der Hochschule unterstützt, etwa sechs oder sieben kamen von außen. Hier ist fifty-fifty das Ziel.

Sie sehen sich als Plattform und Sammelbecken, aber FOUND IT! ist auch eine Art Rezeptionist?

Christian Schöne: Wir betätigen uns auch als eine Art Concierge innerhalb eines regionalen Infosystems. Eine virtuelle Lounge, in der sich Gründende und unsere Kooperationspartner geplant oder zufällig treffen und sich austauschen können. Ein Virtual Founders Incubator, ein Online-Arbeitsplatz. Mit einem Foyer, Fluren, Büros, einem Campus und ganz viel virtuellem Raum für Co-Working. Bis Ende 2023 wollen wir 45 große Monitore an entscheidenden Stellen in der Region aufhängen und die Interaktion auf dieser Plattform anbieten. 15 Monitore sind bereits aufgestellt. Es geht um das Überwinden von Barrieren der physischen Distanz. In unseren Kooperationsverträgen ist übrigens vereinbart, dass Partner dort regelmäßig präsent und mit Nutzerinnen und Nutzern im Austausch sind. Monitore sollen beispielsweise in Gründerwerkstätten aufgehängt werden. Die Oberfläche ist einfach gestaltet und das Agieren intuitiv. Die Monitore werden natürlich auch für das Streuen grundsätzlicher Projektinformationen verwendet.

Wer unterstützt die Initiative?

Christian Schöne: Fest steht, ohne Förderung kommt nichts in die Gänge. Wir bekommen für landvernetzen.de bis 2024 jährlich 500 000 Euro vom Bund, außerdem Landes- und EU-Mittel. Über die Förderung hinaus wollen wir Betreiberkonzepte erarbeiten, damit Verstetigung eintritt. Beim Reden übers Geld fällt mir noch ein, dass jegliche angebotene Unterstützung für Gründerinnen und Gründer dank der vielen Förderer kostenfrei ist.

Bitte noch abschließend ein paar Worte zu Veranstaltungen, die sowohl Gründerinnen und Gründer als auch Partner zusammenbringen. Da gibt es sicher welche.

Christian Schöne: Natürlich. Wer zum Beispiel Interesse an Co-Working in der Region hat, für den gibt es regelmäßig Netzwerktreffen der AG Co-Working. Oder Events wie Beach & Business, Meet the locals und Pitch-Days, die wir gemeinsam mit unseren Partnern auf die Beine stellen. In diesem Zusammenhang fällt mir auch die Startup-Safari aus dem Jahr 2021 ein. Die war früher in Halle, fand aber im Herbst 2021 erstmals in Bernburg statt. Es gab 20 Events an zehn Standorten und mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Motto war „Blick hinter die Kulissen des Startup-Ökosystems Sachsen-Anhalts“. Das hat einen Nerv getroffen.

 

Weiterführende Links:

www.landvernetzen.de

www.hs-anhalt.de/foundit

 

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