Hereinspaziert!
Die „Gute Stube“ im Seniorenwohnen Eschenhof
Im Seniorenwohnen Eschenhof in Burg bei Magdeburg bildet die „Gute Stube“ den Mittelpunkt eines besonderen nachbarschaftlichen Miteinanders. Die Stube ist Treffpunkt, Mensa und Freizeitort für alle. Gemeinschaft wie in der guten alten Zeit.
Hetta Breuste winkt vom Balkon ihrer Wohnung aus einer guten Freundin zu, die im Garten auf einer Bank in der Sonne sitzt. Dann schnappt sie sich eine Strickjacke und ihren Schlüssel und macht sich auf den Weg, der ein kurzer ist. Das Ziel der rüstigen Seniorin: die „Gute Stube“. Es steht Rommé auf dem Programm. Hetta Breuste spielt das Kartenspiel mit ihren Freundinnen gern in drei Varianten, wie sie erzählt. Treffpunkt ist ein mehr als 100 Quadratmeter, lichtdurchflutetet Raum, in dem sich Großzügigkeit, Gemütlichkeit und Funktionalität gekonnt vereinen. Es gibt einen Wohn- und Küchenbereich, eine Leseecke, eine große Tafel und ein Klavier. Auf der Freifläche davor wird Sport gemacht und das Tanzbein geschwungen – auch Hetta Breuste tanzt gern. „Man kann nicht nur in der Wohnung sitzen. Man muss raus, immer unter Leute.“ So eine „Gute Stube“, sagt sie, ist wie gemacht dafür.
Die Entstehung der Seniorenwohnanlage Eschenhof
Die ehemalige Pädagogin ist Jahrgang 1939 und hat die Entstehung der Seniorenwohnanlage Eschenhof am Stadtrand von Burg von Anfang an mit großem Interesse verfolgt. „Ich war auch in der Stadthalle, als dass alles vorgestellt wurde“, sagt sie. Am 1. September 2022 wird Eröffnung gefeiert, unweit der Anlage fließt die Ihle in den Elbe-Havel-Kanal. In der Vergangenheit war dort das Gasthaus Eschenhof – der Name existiert dank des innovativen Seniorenwohnens weiter. 30 Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften in zweigeschossigen Häusern flankieren einen großen Garten mit Hühnerstall. Der Blick geht weit ins Grüne. Mehr als 50 Seniorinnen und Senioren wohnen im voll belegten Eschenhof, nicht alle haben einen Pflegegrad. So wie Hetta Breuste, die fit und lebensfroh ist und immer noch regelmäßig mit Nachbarinnen und Nachbarn und dem eigenen Auto in die Stadt zum Schwofen fährt. Vom ersten Augenblick an habe sie sich im Eschenhof wohlgefühlt, betont sie immer wieder. „Das passt hier einfach alles zu mir.“
Ein Ort der Begegnung
Die öffentliche „Gute Stube“ zur Förderung von Gemeinschaft ist von Anfang an Bestandteil der Planungen, berichtet die Eigentümerin und Geschäftsführende Gesellschafterin Babette Schmidt. „Man muss Räume und Gelegenheiten schaffen“, sagt sie. „Die Menschen intrinsisch motivieren.“ Jeden Tag gibt es in der hübsch hergerichteten „Guten Stube“ Angebote, die über die gemeinsamen Mahlzeiten hinausgehen. Sie ist immer offen, auf Öffnungszeiten wurde bewusst verzichtet. „Hier steht die Begegnung im Mittelpunkt. Für Kreativität, Lebensfreude, Kunst, Kultur und sinnstiftende Tätigkeiten ist die Stube der perfekte Ort“, bekräftigt die Betriebswirtin.
Der Gemeinschaftsgarten
Nach wenigen Schritten ist man im gut 1000 Quadratmeter großen Garten, der in großen Teilen von der Gemeinschaft bepflanzt, bestellt und gepflegt wird. Die handzahmen Hühner tragen ihren Anteil zu dieser ländlichen Idylle bei, auch zwei Katzen haben in der haustierfreundlichen Wohnanlage eine Bleibe gefunden. „Die Menschen haben hier die Möglichkeit, ehemals Geliebtes wieder aufzugreifen“, erzählt Babette Schmidt. „Sie können hier wieder im Schrebergarten in der Erde buddeln und die Hühner füttern.“ Gemeinschaft, sagt sie, könne die eine oder andere Pille ersetzen. „Es geht darum, lebendig alt zu werden.“
Unterstützung durch den Verein
Vermietet ist die „Gute Stube“ an den Verein zusammen anders leben e. V., dessen Vorsitzende Babette Schmidt ist. Der Verein hat seinen Sitz von Magdeburg in den Burger Eschenhof verlegt. Um die „Gute Stube“ gelebte Realität werden zu lassen, hat der Verein 80 000 Euro aus dem Förderprogramm „Demografie – Wandel gestalten“ des Landes Sachsen-Anhalt erhalten. Der Förderzeitraum begann mit dem Eröffnungstermin und endete im Dezember 2023. Die Richtlinie zielt darauf ab, vor allem kommunale und gesellschaftliche Akteure bei der Durchführung von Projekten zu unterstützen, die dem bürgerschaftlichen Engagement dienen und zu kreativen Projektideen anregen. Bestenfalls geschieht das in bevölkerungs- und strukturschwachen Räumen.
Das Leben im Eschenhof
Hetta Breuste ist in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung mit Balkon auch glücklich darüber, dass sich ihre eigenen vier Wände ganz selbstverständlich bis in die „Gute Stube“ ausdehnen. Sie ist nicht nur eine Erstbewohnerin, sie ist auch die Seniorenbeauftragte mit direktem Draht zu Babette Schmitt und den 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Eschenhof. Nach der Partie Rommé gibt es ein Eis in der „Guten Stube“. „Das haben wir uns ja wohl verdient“, sagt Hetta Breuste mit einem herzlichen Lachen.