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Teicha grillt!

Gemeinsam essen bringt Menschen zusammen. Grillen nimmt einen besonderen Stellenwert ein, denn es ist oft einfacher, zeitsparender und geselliger als Kochen am Herd. In Teicha nahe Halle ist dieses Outdoor-Erlebnis ein Teil gelebter Dorfgemeinschaft.

Von Sabrina Gorges, Freie Journalistin

Schon von Weitem fallen die bunten Buchstaben auf. „Gemeinsam grillen ist am schönsten“ wurde in gekonnter Graffiti-Manier auf die kniehohen Teile eines Betonrings gesprüht. Dazwischen lodern tiefrote „Flammen“. Der Ausleger des eingefassten Edelstahl-Schwenkgrills in der Mitte ragt meterhoch in die Luft. Der Grillplatz auf dem größten der drei Spielplätze von Teicha am Petersberg nahe Halle ist ein neuer Anlaufpunkt im Dorf. In direkter Nachbarschaft zu Spielgeräten, einem Basketball- und Bolzplatz sowie Sitzmöglichkeiten ist der Outdoor-Grillplatz nun ein Teil gelebter Gemeinschaft. Und die wird seit 1999 entscheidend vom örtlichen Heimatverein geprägt und gestaltet, dem seit 2022 Thomas Gaßmann vorsteht. Der 1982 geborene Teichaer hat den robusten Grillplatz initiiert und ist im Verein und bei den Menschen auf Zustimmung gestoßen. „Ich kenne nur Grillwiesen ohne feste Ausstattung“, sagt der Mann, der selbst im Nebenerwerb ein Grillcatering betreibt und eine große Affinität zu der besonderen Zubereitungsmethode hat. „Aber ein fester Platz ist einfach besser.“

Kids und Graffitikünstler gestalten Grillstelle

Ende April 2024 wird die insgesamt etwa 18.000 Euro teure Grillstelle von der Dorfgemeinschaft eingeweiht. Es gibt ein Fest, die Sonne scheint und Jung und Alt nehmen den damals noch grauen Betonkreis mit Grillrost unter die Lupe. Das auffällige Graffiti wurde im Rahmen eines Sponsorings realisiert. „Ein Künstler hat das zusammen mit einigen Kids aus dem Dorf gemacht“, erzählt Thomas Gaßmann. „Es gab einen Workshop und das ist richtig gut angekommen. So kommt hier auch keiner auf dumme Gedanken und beschmiert alles.“ Fürs Grill-Equipment kam ein Fertigbausatz zum Einsatz, um die notwendigen Arbeiten hat sich eine Firma aus dem nahen Löbejün gekümmert. „Wir haben als Verein alles mit der Gemeinde abgesprochen. Mein Plan ist es, den großen Spielplatz Stück für Stück weiter aufzuwerten. Eine riesige Herausforderung.“

Die Idee einer öffentlichen Grillstelle trägt Vereinsvorstand Thomas Gaßmann schon länger mit sich rum, wie er sagt. „Ehrlicherweise haben wir vor der Förderung durch die Investitionsbank Sachsen-Anhalt und dem Demografie-Programm schon andere Fördermittelwege versucht, sind aber erfolglos geblieben“, blickt der Familienvater zurück, der seit 2006 in Teicha wohnt. 2023 beantragt der gemeinnützige Heimatverein Mittel aus dem Programm „Demografie – Wandel gestalten“, mit dem Maßnahmen zur Gestaltung der Folgen des demografischen Wandels unterstützt werden. „Ich konnte es kaum glauben, als die Zusage für die Übernahme von 80 Prozent der Gesamtkosten kam. Das war schön.“ Teicha grillt! Endlich.

Jeder packt was auf den Rost und alle haben eine gute Zeit

Thomas Gaßmann sagt, dass die Menschen in dem 1200-Seelen-Ort, der zur Gemeinde Petersberg im Saalekreis gehört, jederzeit und ohne Anmeldung den Grillplatz nutzen können. Gleich daneben gibt es überdachte Sitzmöglichkeiten, ein feuerfester Eimer für die Grillkohle ist auch Teil des Platzes. Sauberkeit und Ordnung sind das A und O. „Wir wissen nicht, wie sich alles entwickelt. Man hat das ja nicht in der Hand. Aber wenn die Kids hier spielen und die Eltern grillen, dann wird das einfach gesellig. Da kommen dann noch Oma und Opa und die Nachbarn dazu und jeder packt was auf den Rost und alle haben eine gute Zeit. Ganz unkompliziert.“

Öffentlicher Grillplatz Teil eines „Dorf-Upgrades“

Gaßmann gehe es auch darum, „die Leute vor die Tür zu holen“. Den aktuell 36 Mitgliedern des Heimatvereins Teicha ist Aufwertung und Wohlfühlen wichtig – über alle Generationen hinweg. „Es muss immer mal wieder ein Upgrade im Dorf geben“, betont der Vereinschef mit einem zufriedenen Lächeln. Er sieht sich und den Verein auf einem guten Weg, junge Menschen für den Ort zu begeistern und damit auch ihr Hierbleiben zu beeinflussen. Im Dorf ist der Verein vielfach sichtbar, etwa beim Adventsmarkt, dem Osterfeuer und dem Sommerfest. Er hat erfolgreich die „Teichaer Flimmerstunde“ ins Leben gerufen, in der digital aufgearbeitete Fotos ab den 1960er Jahren gezeigt und mit Zeitzeugen angeschaut und besprochen werden. Und was geht heute noch ohne Apps und Smartphones! Thomas Gaßmann hebt den Zeigefinger und zückt sein Handy. „Durch Teicha kann man auch digital spazieren“, verrät er. Den Ortsrundgang via Smartphone ermöglicht eine App, die mit Teichaer Daten „gefüttert“ wurde. Sie zeigt, wie Häuser und Straßenzüge früher ausgesehen und sich im Laufe der Zeit verändert haben.

// www.gemeinde-petersberg.de