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Vernetzung von Geodaten

Potenzial zur Gestaltung des Demografischen Wandels

Vernetzte Geodaten können für die Lösung demografischer Herausforderungen
wertvolle Unterstützung leisten. Sind die Voraussetzungen dafür in Sachsen-
Anhalt gegeben?

Für nachhaltige Planungen im Bereich der Daseinsvorsorge sind raumbezogene Daten wertvolle Grundlagen. Zur Sicherstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse – besonders im ländlichen Raum – werden verlässliche Informationen zu Infrastruktureinrichtungen und deren Erreichbarkeit benötigt. Bevölkerungszahlen spielen dabei eine zentrale Rolle, denn mit ihnen steigt und fällt der Bedarf, z. B. an Kindertagesstätten, Pflegeheimen, Schulen, Sportstätten oder Apotheken. Geodaten helfen, die Herausforderungen des demografischen Wandels sichtbar zu machen und zu analysieren. Mit Geodaten werden komplexe Zusammenhänge transparent, Szenarien können entworfen werden.

So können frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um bestimmten Entwicklungen entgegenzusteuern. In Politik, Verwaltung und Wirtschaft sind Geodaten daher wesentliche Grundlage für zukunftsfähiges Planen und fundiertes Entscheiden. Zahlreiche demografierelevante Geofachdaten liegen bei den Behörden des Landes und in den Kommunen vor. Ein besonderer Mehrwert für alle Akteure ergibt sich aus der raum-, fach- und ebenenübergreifenden Vernetzung dieser Geofachdaten.

Durch die interdisziplinäre Kombination von Geofachdaten vielfältiger Quellen entstehen so neue Informationen, aus denen Wissen generiert werden kann; innovative Lösungen werden provoziert. Die Voraussetzungen hierfür sind mit der Geodateninfrastruktur (GDI) des Landes geschaffen, deren Kern die Geobasisdaten bilden. Geobasisdaten beschreiben als grundlegende, amtliche Daten die Landschaft sowie die Grundstücke und Gebäude anwendungsneutral, aktuell und flächendeckend. Sie werden nach internationalen Normen und Standards in einem bundesweit einheitlichen Datenmodell digital vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation geführt und Verwaltung, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern zur Nutzung bereitgestellt. Durch ihren einheitlichen amtlichen Raumbezug gewährleisten sie die Standardisierung und Vernetzung raumbezogener Daten. So ermöglicht die Geodateninfrastruktur unter Beibehaltung der Datenhaltungsautonomie die Mehrfachnutzung und Vernetzung räumlich verteilter Geofachdaten. Über Internetdienste können, die von der jeweils zuständigen Stelle im Land oder bei den Kommunen dezentral gepflegten, Geofachdaten anlassbezogen abgerufen und mit anderen Daten kombiniert werden.

Geodatenvernetzung zwischen Land und Kommunen

Um die Potenziale vernetzter Geodaten ging es am 14. Oktober 2019 in einer Veranstaltung in Magdeburg auf Einladung des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr. Ziel war es, die Kommunen über aktuelle Entwicklungen und mögliche Potenziale der Zusammenarbeit im Bereich der GDI des Landes zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Konkrete Anwendungen der Geodatenvernetzung zwischen Land und Kommunen sowie im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit standen im Mittelpunkt der Veranstaltung, zu der über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen waren.

Der Landesentwicklungsminister, Thomas Webel, und der Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände, das Geschäftsführende Präsidialmitglied des Landkreistages, Heinz-Lothar Theel, unterstrichen in ihren Grußworten die Bedeutung von Geodaten als strategischen Baustein der Digitalisierung und wertvolle Planungs- und Entscheidungsgrundlage.
Beide Seiten hoben die unerlässliche Zusammenarbeit von Land und Kommunen bei der Nutzung der GDI hervor, um Mehrwerte für Land und Kommunen zu erschließen.

Im ersten Vortrag stellte die für das Geoinformationswesen und die Geodateninfrastruktur zuständige Referatsleiterin im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr und Vorsitzende der Interministeriellen Arbeitsgruppe Geodateninfrastruktur des Landes Sachsen-Anhalt, Karin Schultze, die Grundlagen der Geodatenvernetzung dar: Die GDI mit den zentralen Technologiebausteinen und die Geobasisdaten mit dem amtlichen Raumbezug. Dabei ging sie auf das Potenzial der vielfältigen Geofachdaten im Land und bei den Kommunen ein. Als kompetenten Ansprechpartner für alle praktischen Fragen rund um die Geodatenvernetzung verwies sie auf den Zentralen Geodatenmanager des Landes, das Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation (LVermGeo).

Anschließend präsentierte Herr Bernhard Hintzen, Referatsleiter im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, das Amtliche Raumordnungs-Informationssystem (ARIS). Entsprechend der Vorgaben des Landesentwicklungsgesetzes führt ARIS die Geofachdaten der Landesentwicklung auf der Grundlage der Geobasisdaten zusammen und stellt sie über das Geodatenportal des Landes für kommunale Planungen sowie weitere Fachplanungen webbasiert bereit. Es vereint und vernetzt Geofachdaten der kommunalen Ebene mit Geofachdaten vieler Fachbereiche der Landesebene auf einfache Art und Weise. Dazu nutzt ARIS die zentralen Technologiebausteine der GDI. Mit der gemeinsamen Freischaltung von ARIS unterstrichen der Landesentwicklungsminister und der Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände die Bedeutung dieses Informationssystems für Land und Kommunen.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde die Geodatenvernetzung aus kommunaler Perspektive beleuchtet und anhand konkreter Projekte wurden Synergien und Mehrwerte durch den Aufbau kommunaler Geoportale aufgezeigt:

  • Infrastruktur und Bevölkerungsdaten einheitlich visualisieren und unterstützen
    (Prof. Dr. Matthias Pietsch, Hochschule Anhalt)
  • Erfahrungen bei der Etablierung und Nutzung einer digitalen Datenplattform im Rahmen des Brachen- und Leerstandsmanagement in der Altmark
    (Thomas Barniske, Innovation- und Gründerzentrum BIC ALTMARK GMBH)
  • Auf- und Ausbau kommunaler Geoportale – Erfahrungen und Wertschöpfung
    (Steffen Mann, Landkreis Mansfeld-Südharz)

Durch die Präsentationen wurde sehr deutlich, dass insbesondere für Planungen im Bereich der Daseinsvorsorge die räumliche Verortung von Infrastruktureinrichtungen sowie die Darstellung von Bevölkerungszahlen wesentliche Grundlagen sind. Dabei wurde für jedes Projekt der Bezug zum einleitenden Vortrag hergestellt, da die Geofachdaten auf der Grundlage von Geobasisdaten vernetzt werden und die Geodateninfrastruktur des Landes genutzt wird.

Die Vortragenden spannten jeweils auch den Bogen zum Amtlichen Raumordnungs-Informationssystem (ARIS), zu dem ein Datenaustausch unter Wahrung der Datenhaltungsautonomie dienstbasiert möglich ist. Von den Referenten erging der Aufruf zum Mitmachen. Ergebnisse einzelner Landkreise böten sich zur Nachnutzung für die übrigen Kommunen an.

Resümee der Veranstaltung war, dass die Voraussetzungen für die Erschließung der Potenziale vernetzter Geodaten in Sachsen-Anhalt vorliegen. Die Landes- und Kommunalbehörden sind mit den erforderlichen Geobasisdaten ausgestattet, die GDI ist aufgebaut und die zentralen Technologiebausteine können im Land und in den Kommunen kostenfrei genutzt werden. Hierfür steht das LVermGeo als Geodatenmanager des Landes beratend und begleitend zur Verfügung. Die im Rahmen der Interministeriellen Arbeitsgruppe GDI-LSA von Vertretern aus Landes- und Kommunalbehörden erarbeiteten Handlungsempfehlungen für Kommunen zum Aufbau und zur Vernetzung von Geoportalen sowie zu den Mehrwerten der Bereitstellung von Geodaten unterstützen im praktischen Handeln. www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de

Sachsen-Anhalt ist gut aufgestellt und auf dem richtigen Weg. Jetzt kommt es darauf an, sich aktiv an dem Prozess zu beteiligen und die Angebote zu nutzen, denn die GDI ist umso wertvoller, desto mehr Geodaten zugänglich sind. Vernetzte Geodaten können für die Lösung demografischer Herausforderungen wertvolle Unterstützung leisten und sind auch für die vielfältigen anderen raumbezogenen Fragestellungen im Land und bei den Kommunen wichtige Planungs- und Entscheidungsgrundlage, von der Flächenschonung bis zur Mobilität ebenso wie vom Klimawandel bis zum Katastrophenschutz.

Die Vorträge zur Veranstaltung können Sie hier herunterladen.

 

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