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Heimat zieht – klarer Trend zur Rückkehr

Das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt wirbt für eine familienfreundliche Unternehmenskultur

Seit drei Jahren bietet das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt zuziehenden Fachkräften und ihren Familien Orientierung in der neuen Heimat. Mit Start der aktuellen Projektphase in diesem Frühjahr gehört die Anlaufstelle zur Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“ und berät nun auch Unternehmen. Kerstin Mogdans, Projektkoordinatorin der ersten Stunde, über die neuen und alten Zielgruppen.

„Wir sind als Erstinformations- und Beratungsstelle für Zuzugs- und Rückkehrinteressierte gestartet und das sind wir auch heute noch.“ Kerstin Mogdans, erfahrene Arbeitsmarktberaterin, hat das Projekt mit aufgebaut. Initiativen zur Fachkräftegewinnung gibt es in Sachsen-Anhalt schon seit rund zehn Jahren.

Mit dem WelcomeCenter entstand 2015 erstmals eine Einrichtung, die sich ganz auf die individuellen Bedürfnisse konzentriert.

„Wir haben sehr viele Anfragen, kontinuierlich über die Jahre hinweg“, sagt Kerstin Mogdans. Rückkehrende aus den alten Bundesländern wenden sich an sie. „Zu einem großen Teil aber auch viele neu Zuziehende, die sich aufgrund eines Jobwechsels hier völlig neu orientieren müssen. Aber es sind auch Interessierte, die aus dem Ausland zuziehen wollen.“

So breit gefächert wie die Beweggründe des Zuzugs seien auch die Fragen der Ratsuchenden: Wie sieht die Schullandschaft aus? Welche Möglichkeiten der Kinderbetreuung gibt es? Wo bekomme ich Zuschüsse für den Hausbau? Das WelcomeCenter biete hier „eine große Bandbreite an Informationen für die unterschiedlichen Konstellationen, die wir recherchieren, zusammenstellen und den Familien zukommen lassen“.

Von ihrem Magdeburger Büro aus steuert Kerstin Mogdans die Lotsenstelle, vermittelt die Interessierten an regionale Ansprechpartner und hilft über erste Hürden hinweg.

Immer mehr zieht es zurück

Das Wettstreiten um Fachkräfte ist natürlich längst entbrannt. „Inzwischen gibt es in allen Bundesländern Welcome-Center“, so die Koordinatorin. Selbst für einzelne Regionen oder Gemeinden. Im Osten Deutschlands stehen vielfach die im Fokus, die einst wegzogen – für eine gute Ausbildung, bessere Jobchancen.

Doch beobachten Experten des Leipziger Instituts für Länderkunde aktuell einen klaren Trend zur Rückkehr in die neuen Bundesländer. So hat sich in Sachsen-Anhalt die Zahl der Stellenausschreibungen in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Wer zurück will, sucht vor allem aber die verlorene Nähe zur Familie. Gerade dann, wenn sich Nachwuchs ankündigt.

In die Riege der Initiativen, die um die Weggezogenen buhlen, reiht sich das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt. „Wir müssen unsere Angebote gut platzieren, damit die Entscheidung nicht für ein anderes Bundesland ausfällt“, sagt Kerstin Mogdans.

Service auf Unternehmen ausgeweitet

Diese Notwendigkeit wolle sie auch ihrer neuen Zielgruppe vermitteln. Denn seit dem 1. April 2018 gliedert sich das WelcomeCenter ein in die Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“ – ebenfalls 2015 gegründet, vernetzt sie die Beratungsangebote von Land, Kammern, Verbänden, regionalen Wirtschaftsförderungen sowie Arbeitsagenturen und Jobcentern rund um das Thema Fachkräftesicherung.

Von Beginn an praktizieren „Fachkraft im Fokus“ und WelcomeCenter eine intensive Zusammenarbeit – jetzt steht sie offiziell auf dem Papier.


Neu ist, dass das WelcomeCenter fortan auch Unternehmen berät – bei der Suche und Unterstützung von Fachkräften, die von außerhalb zuziehen möchten. „Die Firmen haben uns diesen Bedarf signalisiert.“ Damit sei das WelcomeCenter noch stärker als zuvor eingebettet in die Prozesskette der Fachkräftesicherung in Sachsen-Anhalt, die unter dem Leitgedanken „Fachkräfte suchen, finden, binden und entwickeln“ steht, erklärt Kerstin Mogdans.

Unternehmen können das WelcomeCenter aktiv in ihre Suche einbinden. Indem sie freie Stellen in der projekteigenen Stellenbörse veröffentlichen. Indem sie in ihrer Außendarstellung gezielt auf die Kooperation mit dem WelcomeCenter hinweisen. „Fachkräfte haben dann schon bei der Bewerbung das Gefühl, dass weitere Partner sie unterstützen, die sich vor Ort auskennen.“ Ein wichtiges Kriterium für zuzugsinteressierte Bewerber, vor allem aber für die mitziehenden Familien.

Natürlich weist Kerstin Mogdans die Zuzugswilligen gezielt auf die Unternehmen hin, die dringend Fachkräfte benötigen, „weil oft erst ein Partner mit einem Job in der Region versorgt ist“. Die Koordinatorin kann in einem solchen Fall – wie bei ihrer Arbeit überhaupt – auf ihr eigenes großes Netzwerk bauen.

Und seit der Anbindung an die Landesinitiative verstärkt auch auf deren gut ausgebaute Strukturen. Die „Fachkraft im Fokus“-Fachkräfteberatung sowie die in den Unternehmen aktiven Regionalberaterinnen und Regionalberater seien hier wichtige Schnittstellen.

„Es lohnt sich herzukommen“

Familienfreundliche Strukturen – im noch jungen zweiten Beratungsbereich des WelcomeCenters liegt hier klar der Fokus. „Es sind zu fast 90 Prozent Familien, die hierherziehen. Mit einem oder zwei Kindern. Darauf richten sich auch die Erwartungen: Ist der Arbeitgeber offen für Mitarbeiter mit Kind? Welche Bedingungen bietet er, damit ich meinen Alltag gut meistern kann? Welche Unterstützung leistet die Region für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?“

Fragen von Zuziehenden, die Mogdans auch den Unternehmen spiegele: Wer Fachkräfte anlocken wolle, müsse seine Angebote so ausrichten, dass Familien sich willkommen fühlen. „Das ist das Signal, das ich explizit an die Unternehmen aussende.“

Viele könnten schon mit attraktiven Ansätzen bei Müttern und Vätern punkten. „Dieses Signal – ‚Es lohnt sich herzukommen‘ – muss aber auch nach außen gehen und als Strategie für die Bewerberansprache aktiv genutzt werden.“

Kerstin Mogdans will sich hier „Stück für Stück vortasten“, einen Prozess des Umdenkens anstoßen. Bei der Frage nach den Gründen für die abnehmende Bewerberzahl werde noch zu häufig die demografische Situation vorgeschoben.

„Vielen Unternehmen ist nicht bewusst, wie wichtig der Blick auf die internen Bedingungen, auf attraktive Arbeit und ein familienfreundliches Umfeld inzwischen ist.“

Das WelcomeCenter findet gemeinsam mit den Unternehmen heraus, welche guten Ansätze in puncto Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung vorhanden sind und ausgebaut werden können, gibt Tipps für aufmerksamkeitsstarke Stellenanzeigen und die Präsentation auf dem Arbeitsmarkt allgemein. „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Man muss sie nur anstoßen.“

Kerstin Mogdans trifft dabei in der Regel auf offene Ohren: „Ich habe noch kein einziges Unternehmen erlebt, das sich sperrt.“ Aus ihrer Erfahrung weiß sie aber auch: „Ich muss den richtigen Zeitpunkt erwischen, dann noch einmal nachzuhaken. Sonst verliert sich das im Tagesgeschäft schnell wieder.“

„Die Sichtbarkeit der guten Unternehmen erhöhen“, nennt sie dann auch als Ziel für die Zukunft. „Und die Landkreise stärker sensibilisieren, dort Strukturen aufzubauen, die die Zuziehenden noch besser auffangen.“ Denn die Resonanz auf die Angebote des WelcomeCenters sei „gleichbleibend positiv“. Der Bedarf werde weiter steigen, „je mehr die Unternehmen erkennen, dass sie selbst mitwirken müssen, wenn sie Fachkräfte finden und halten wollen“, ist Kerstin Mogdans überzeugt.

Orientierung im Familienland Sachsen-Anhalt:

Die Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“ mit dem WelcomeCenter wird umgesetzt im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt und gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt.

Neben dem landesweit agierenden WelcomeCenter gibt es bislang zwei weitere regionale Ansprechstellen für Zuziehende: die Initiative „Zuhause im Harz“ und die „Willkommensagentur Anhalt“.

www.welcomecenter-sachsen-anhalt.de
www.zuhause-im-harz.de
www.willkommen-in-anhalt.de


Die Leistungen des WelcomeCenters in 2 Minuten erklärt:

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