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Sachsen-Anhalts ländlicher Raum – Ist ein Attraktivitätswandel möglich?

Lösungen für eine verbesserte Daseinsversorgung auf dem Land

Von Prof. Dr. Ulrich H. P. Fischer-Hirchert – Hochschule Harz


Sachsen-Anhalt ist das Bundesland, das seit der Wiedervereinigung von Abwanderung, Alterung und Bevölkerungsrückgang am stärksten betroffen ist. Besonders im ländlichen Raum hat dieser starke Rückgang der Bevölkerung stattgefunden. Die Attraktivitätsschere zwischen dem städtischen und dem ländlichen Angebot öffnet sich immer weiter.

Diese Attraktivitätsschere erstreckt sich von den Einkaufsmöglichkeiten über die Ärzteversorgung bis hin zur Digitalisierung. Dadurch ist eine Stadtflucht insbesondere junger Menschen zu beobachten, die sich gravierend auf die zukünftige demografische Struktur auf dem Land auswirkt.

Erschwerend kommt dazu, dass die alternde Bevölkerung weniger mobil ist und damit leicht von einem Zugang zu Arztpraxen oder zum Einkaufen abgeschnitten wird. Besonders der Pflegemangel tritt im ländlichen Raum immer stärker in den Vordergrund.

 

Forschung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter

Lösungsansätze für eine bessere Daseinsversorgung der ländlichen Räume sind national und international bekannt und auch für Sachsen-Anhalt anzuwenden:

  • Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen auf dem Land mit Glasfaser und 4G/5G-Funktechnik

  • Einrichtung von Diensten zur Daseinsvorsorge auf Basis guter Breitbandanbindungen, zum Beispiel:
    • Telemedizin
    • Telepflege
    • virtuelle Bürgerbüros für Antragsteller (Meldestelle, Führerschein, KFZ)
    • Bestellung und Lieferung von Einkäufen über das Internet


Die Hochschule Harz arbeitet in einem Forschungsschwerpunkt „Demografiefolgeforschung“ mit kooperativen Partnern aus Halle, Dresden und Rostock an diesen Problematiken. Schwerpunkte sind die Themenbereiche Telepflege/Ambient Assisted Living (AAL, auch: altersgerechte Assistenzsysteme für ein unabhängiges Leben) und Akzeptanz von Telemedizin.

Die Ergebnisse zeigen, dass mit einfachen Mitteln über eine schnelle Breitbandanbindung die Menschen im Alter in der Daseinsvorsorge stark unterstützt werden und dadurch länger selbstbestimmt im eigenen Heim leben können.

Allerdings ist der Ausbau von Breitband und neuer Funktechnik in Sachsen-Anhalt auf dem Lande extrem löchrig. Das Bundesland hinkt den anderen im Breitbandausbau seit vielen Jahren mit Abstand hinterher (statista.com Juni 2018). Aktuell sieht die Politik für Sachsen-Anhalt einen flächendeckenden, landesweiten Ausbau der Glasfaser-Breitbandnetze erst für Ende 2030 vor (siehe Digitale Agenda). Bis dahin wird der ländliche Raum deutlich hinter den Möglichkeiten der städtischen Bereiche hinterherhinken und die Landflucht zunehmen.

Diese Szenarien sollten den politisch Verantwortlichen bewusst sein und diese mit mehr Nachdruck an den Netzausbau der ländlichen Bereiche herangehen – damit ein Leben auf dem Land wieder deutlich attraktiver für die Bevölkerung wird.

Über den Autor:

Prof. Dr. Ulrich H. P. Fischer-Hirchert forscht und lehrt an der Hochschule Harz im Fachbereich Automatisierung und Informatik zu Telekommunikation und optischer Nachrichtentechnik.

Er koordiniert unter anderem das Landesprojekt „tecLA LSA – AiA (Zielgruppenorientierte Entwicklung technischer Assistenzsysteme für selbstbestimmtes Leben im Alter): Die Hochschule Harz, die Universität sowie die Kunsthochschule in Halle untersuchen gemeinsam, wie innovative Technik ältere Menschen und Pflegebedürftige dabei unterstützen kann, ihren Alltag zu bewältigen und möglichst lange eigenständig in ihrer gewohnten Umgebung zu leben.


Weiterführende Informationen:

Website Prof. Dr. Fischer-Hirchert
Demografiefolgeforschung an der Hochschule Harz
Projekt tecLA LSA – AiA

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