Lebenszufriedenheit in Deutschland: Vielfältige regionale Unterschiede
Anfang 2021 lag die allgemeine Lebenszufriedenheit mit einem Wert von 6,7 Punkten auf einem sehr niedrigen Niveau, konnte jedoch zwischenzeitlich auf 7,2 Punkte steigen (Skala von 0 bis 10). Ende 2022 sank sie dann wieder auf 6,9 Punkte, was vermutlich auf die Sorgen rund um den Ukraine-Krieg und die zunehmende Inflation zurückzuführen ist.
Im Mittelpunkt der Ausgabe 2024 des BiB.Monitors Wohlbefinden stehen regionale Unterschiede, betrachtet auf Ebene der Bundesländer, Gemeinden, Städte und ländlichen Gegenden bis hin zur unmittelbaren Wohnumgebung. Deutlich wird, dass die Lebenszufriedenheit je nach Region teils stark variiert. Der BiB.Monitor analysiert dabei nicht nur die durchschnittliche Zufriedenheit, sondern auch die Verteilung des Wohlbefindens in der Bevölkerung. Für die Politik sind insbesondere die Extremwerte, also die sehr unzufriedenen und sehr zufriedenen Menschen, von besonderem Interesse.
Die Lebenszufriedenheit von Erwachsenen im Alter von 18 bis 49 Jahren ist in Süddeutschland mit durchschnittlich 7,0 Punkten leicht höher als in den anderen Regionen – Nord, West und Ost – die jeweils bei 6,9 Punkten liegen. Eine genauere Betrachtung der Verteilung des Wohlbefindens zeigt, dass der Anteil der wenig Zufriedenen im Norden und Osten des Landes bei jeweils 33 Prozent am höchsten ist, während er im Süden mit 29 Prozent am geringsten ausfällt. Auffällig sei, dass bei Erwachsenen im jungen und mittleren Alter die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland weniger stark sind als bei älteren Bevölkerungsgruppen. Die aktuellen Analysen zeigen zugleich, dass Unterschiede in der Lebenszufriedenheit nicht einfach entlang von Ost-West- oder Stadt-Land-Linien verlaufen: In ländlichen Gebieten Ostdeutschlands finden sich etwa sowohl Regionen mit hoher als auch solche mit niedriger Lebenszufriedenheit.
Geringeres Wohlbefinden in Regionen mit sozioökonomischen Nachteilen
Wird Deutschland nach dem sozioökonomischen Deprivationsindex (GISD) eingeteilt, zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen regionaler Benachteiligung und Wohlbefinden: In Gegenden mit niedrigem Einkommen, höherer Arbeitslosigkeit und geringeren Steuereinnahmen liegt die Lebenszufriedenheit oft niedriger. Besonders betroffen sind die ostdeutschen Bundesländer sowie das Saarland. Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen hingegen weisen die geringste sozioökonomische Benachteiligung auf. Der BiB.Monitor zeigt dabei, dass in stark benachteiligten Gebieten der Anteil der weniger Zufriedenen mit 32 % vergleichsweise hoch ist, während dieser in einigen besonders stark deprivierten Regionen Ostdeutschlands sogar bei 35 % liegt.
Umweltqualität in Metropolen beeinflusst Wohlbefinden
Eine Betrachtung der Verteilung von Umweltfaktoren wie Luftqualität und Zugang zu Grünflächen zeigt, dass diese Faktoren das Wohlbefinden in Großstädten beeinflussen. Höhere Feinstaubwerte stehen dabei oft mit geringerer Lebenszufriedenheit in Verbindung. Wenn der WHO-Richtwert von 10 μg/m³ überschritten wird, steigt der Anteil der wenig Zufriedenen auf 33 %, während der Anteil der sehr Zufriedenen auf 14 % sinkt. In dicht begrünten Stadtgebieten sind dagegen 17 % der Bewohner sehr zufrieden, während dieser Anteil in weniger begrünten Stadtteilen nur 13 % beträgt. „Grünflächen bieten Raum für Erholung, soziale Interaktionen und sportliche Aktivitäten. Menschen, die hier leben, berichten über ein höheres subjektives Wohlbefinden“, erklärt Co-Autorin Anna Daelen vom BiB.
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