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Lebensarbeitszeit in Deutschland: Steigende Trends, aber ungleiche Auswirkungen

Deutschlands Lebensarbeitszeit steigt, doch nicht für alle gleichermaßen: Eine aktuelle Studie zeigt, dass sozioökonomische Unterschiede und geschlechtsspezifische Ungleichheiten die Auswirkungen arbeitspolitischer Maßnahmen auf die Erwerbsbevölkerung prägen.

Lebensarbeitszeit in Deutschland: Steigende Trends, aber ungleiche Auswirkungen

Die Lebensarbeitszeit in Deutschland befindet sich im Aufwärtstrend, angetrieben durch aktuelle arbeitspolitische Maßnahmen, die darauf abzielen, die Menschen länger im Berufsleben zu halten. Doch trotz dieser Bemühungen profitieren nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen von den Regelungen.

Die Idee hinter der Verlängerung der Lebensarbeitszeit liegt darin, die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu bewältigen, indem die Menschen mehr Jahre ihres Lebens produktiv im Arbeitsmarkt verbringen. Ein Forscherteam unter der Leitung von Christian Dudel vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung hat in einer aktuellen Studie die Erwerbstätigkeit im letzten Abschnitt des Erwerbslebens genauer unter die Lupe genommen.

Frühere Jahrzehnte zeigten eine Tendenz, ältere Arbeitnehmer dazu zu bewegen, den Arbeitsmarkt zu verlassen, um Platz für die jüngere Generation zu schaffen. Doch seit den 2000er-Jahren hat sich dieser Ansatz geändert, angesichts der Erkenntnis, dass die alternde Bevölkerung eine Herausforderung für das Rentensystem darstellt. Maßnahmen wurden ergriffen, um das Renteneintrittsalter schrittweise anzuheben und den Vorruhestand weniger attraktiv zu gestalten.

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Lebensarbeitszeit in Deutschland in den untersuchten Geburtsjahrgängen 1941 bis 1955 stetig zugenommen hat, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, in Ost- und Westdeutschland. Dies ist positiv, spiegelt jedoch nicht zwangsläufig die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen wider, da auch andere Faktoren wie die allgemeine Entwicklung des Arbeitsmarktes und steigende Bildungsabschlüsse eine Rolle spielen.

Die Studie hebt jedoch deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen hervor. Insbesondere Menschen in Ostdeutschland mit niedrigem Bildungsniveau und Männer in einfachen oder ungelernten Berufen könnten Gefahr laufen, ins Hintertreffen zu geraten. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind ebenfalls evident, wobei Männer länger arbeiten und Frauen aufgrund des deutschen Steuersystems und Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg nach Kindererziehungszeiten niedrigere Beschäftigungsquoten aufweisen.

Die Forscher betonen die Bedeutung von Bildung und Berufsqualifikation, da höhere Abschlüsse mit einer längeren Lebensarbeitszeit einhergehen. Gering qualifizierte Menschen sind einem höheren Arbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt, können aber aufgrund des Insider-Outsider-Charakters des Arbeitsmarktes und endender Arbeitsverträge mit dem gesetzlichen Rentenalter weniger flexibel agieren.

Die Studie schließt mit der Herausforderung für die Zukunft, Politiken zu entwickeln, die ein längeres Erwerbsleben fördern, aber gleichzeitig Ungleichheiten zwischen verschiedenen Beschäftigungsgruppen nicht verstärken und Menschen mit niedriger beruflicher Qualifikation nicht benachteiligen.

Weiterführende Informationen 

defo2304.pdf (demografische-forschung.org)