Steigende Bevölkerungszahl, rückläufige Lebenserwartung und hohe Migrationsdynamik
Obwohl demografische Entwicklungen in der Regel relativ gut vorhergesagt werden können, traten zwischen 2012 und 2022 zwei unvorhergesehene Ereignisse auf: Erstens verzeichnete Deutschland einen Zuwachs von etwa vier Millionen Menschen, wodurch die Gesamtbevölkerung auf etwa 84,4 Millionen anstieg. Zweitens wurden aufgrund der Coronapandemie Entwicklungen in der Sterblichkeit beobachtet, die nicht im Voraus absehbar waren. Der Beitrag „Zur demografischen Lage Deutschlands“ eines BiB-Forscherteams untersucht diese Veränderungen im Kontext der drei wesentlichen Faktoren der Bevölkerungsentwicklung: Geburtenzahlen, Lebenserwartung und Migration.
Höchste Geburtenzahlen seit Ende der 1990er Jahre
Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre wurden jährlich etwa 758.000 Kinder geboren. In diesem Zeitraum ist die Anzahl der Lebendgeburten zwischen 2012 und 2022 angestiegen, wobei dieser Zuwachs im Jahr 2022 wieder leicht zurückgegangen ist. Die Ursachen für diesen Anstieg umfassen neben strukturellen Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung auch die Zuwanderung von Frauen im gebärfähigen Alter. Des Weiteren hat sich seit 2012 die Gesamtfertilität der Frauen erhöht. Die sogenannte "Zusammengefasste Geburtenziffer" stieg von 1,4 Kindern pro Frau im Jahr 2012 auf 1,59 im Jahr 2016 an, liegt aber aktuell wieder bei 1,46.
Mehr Tote durch Corona
Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Todesfälle im Vergleich zu 2012 um 18 Prozent auf 1.024.000 an. Somit verzeichnete Deutschland erstmals seit Gründung der Bundesrepublik innerhalb eines Jahres über eine Million Todesfälle. Dieser Anstieg lässt sich größtenteils auf die zunehmende Anzahl älterer Menschen über 80 Jahren zurückführen. In den vergangenen Jahren war die Sterblichkeitsentwicklung zudem stark von den Auswirkungen der Coronapandemie geprägt. Infolgedessen sank die Lebenserwartung zwischen 2020 und 2023 in drei aufeinanderfolgenden Jahren. Gleichzeitig verlief die Entwicklung der Lebenserwartung in diesem Zeitraum regional sehr unterschiedlich. Insbesondere in den östlichen Bundesländern war der Rückgang der Lebenserwartung am deutlichsten.
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