Umziehen oder Pendeln? Wie sich Menschen bei einem Jobwechsel entscheiden
Wenn Menschen eine neue Arbeitsstelle in einer anderen Region antreten, müssen sie auch entscheiden, wie sie den Weg zwischen Wohnort und Arbeitsstätte organisieren. In einer aktuellen Studie untersuchte ein Forschungsteam, unter welchen Umständen sich Menschen bei einem Jobwechsel für tägliches Pendeln, wöchentliches Pendeln oder einen Umzug entscheiden. Die Studie stützt sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2001 bis 2019 und wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „Demographic Research“ veröffentlicht.
Die Studie zeigt, dass die Entfernung zum Arbeitsplatz ein zentraler Faktor bei der Wahl der Mobilitätsstrategie ist. Erwartungsgemäß wird bei kürzeren Distanzen häufig das tägliche Pendeln bevorzugt, während diese Option bei größerer Entfernung deutlich seltener gewählt wird. „Ab etwa 150 Kilometern entscheiden sich nur noch wenige für das tägliche Pendeln, die Tendenz geht dann stärker Richtung Umzug oder Wochenpendeln. Beispielsweise pendeln rund 86 Prozent der Befragten täglich bei Distanzen zwischen 50 und 100 Kilometern, während es bei 150 bis 200 Kilometern nur noch knapp 9 Prozent sind“, erläutert PD Dr. Heiko Rüger, Mobilitätsforscher am BiB und Co-Autor der Studie. Bei einer Entfernung von über 150 Kilometern fällt die Entscheidung meist zwischen einem Umzug oder dem Wochenpendeln, wobei ein Zweitwohnsitz in Arbeitsplatznähe genutzt und am Wochenende zum Hauptwohnsitz zurückgekehrt wird.
Die Ergebnisse der Studie bieten wertvolle Erkenntnisse für Politik und Wirtschaft und bestätigen anhand repräsentativer Daten vieles, was bereits im Alltag diskutiert wird. Das Forscherteam empfiehlt, die spezifischen Mobilitätsanforderungen von Eltern stärker zu berücksichtigen und unterstützende Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle oder Homeoffice zu fördern. Solche Angebote könnten helfen, die Belastungen durch lange Arbeitswege – beispielsweise erhöhten Stress – zu verringern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Da die der Studie zugrunde liegenden Daten vor Beginn der Coronapandemie erhoben wurden, könnte die seitdem gestiegene Nutzung von Telearbeit und hybriden Arbeitsmodellen die Bedeutung der Entfernung zum Arbeitsplatz in Zukunft verändern. Die Autoren sehen daher weiteren Forschungsbedarf, um die langfristigen Folgen dieser Entwicklungen besser zu verstehen.
Weiterführende Informationen
https://www.bib.bund.de/DE/Presse/Mitteilungen/2024/pdf
Die Pressemitteilung der BiB basiert auf folgendem Artikel:
Skora, Thomas; Petzold, Knut; Rüger, Heiko (2024): Migration, daily commuting, or second residence? The role of location-specific capital and distance to workplace in regional mobility decisions. Demographic Research 50(33): 967–1004. https://doi.org/10.4054/DemRes.2024.50.33