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Demografie-Monitoring im Saalekreis

Von Dr. Christian Stößel

Der Hintergrund

Geburtenrate, Sterblichkeit sowie das Verhältnis von Zu- und Abwanderung sind die drei zentralen Einflussfaktoren der Bevölkerungsstruktur. Die Veränderung dieser Faktoren im Zeitverlauf erzeugt die demografische Entwicklung. Diese ist in Deutschland durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet, die in ihrem Zusammenwirken den sogenannten „demografischen Wandel“ ausmachen: Der Rückgang der Geburtenrate und der Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung führen dazu, dass die Sterbe- über der Geburtenrate liegt. Dadurch verringert sich schrittweise die Gesamtbevölkerungszahl.

Der demografische Wandel wirkt sich grundsätzlich auf nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche aus und stellt viele Regionen vor erhebliche Herausforderungen. Jede Region steht dabei aufgrund ihrer Strukturen und Rahmenbedingungen vor ganz unterschiedlichen Problem- und Fragestellungen. Zur Begegnung der vielfältigen Herausforderungen und zur Förderung einer angemessenen Regionalentwicklung sind also spezifische, das heißt bedarfsorientierte Handlungsansätze nötig.

Das Instrument

Im Landkreis Saalekreis mündete dies in den Aufbau einer eigenen, dauerhaften und kleinräumigen Bevölkerungserhebung. Das sogenannte Demografie-Monitoring dient seit 2019 als Beobachtungs-, Evaluations- und Planungsinstrument dazu, demografische Entwicklungen transparent zu machen und mit regionalen Prognosen die Fachplanungsprozesse von Kreisverwaltung sowie von Städten und Gemeinden zu unterstützen.

Es handelt sich um eine webbasierte Anwendung, die auf einem automatisierten und dauerhaft gepflegten Austausch demografischen Daten zwischen allen kreisangehörigen Kommunen und dem Landkreis fußt. Das Monitoring stellt allen Beteiligten aktuelle und kleinräumige Auswertungen zur Bevölkerungsstruktur und zur künftigen Bevölkerungsentwicklung zur Verfügung. Ein Teil dieser Auswertungen wird im Sinne von „Open Data“ der Öffentlichkeit auch über die Homepage des Saalekreises zugänglich gemacht.

Die Förderung

Der Aufbau des Monitorings erfolgte in zwei Stufen: 2017 mit dem Vorhaben „Einblicke und Ausblicke - Potenziale eines kleinräumigen Demografie-Monitorings im Saalekreis (Machbarkeitsstudie)“ und 2018 mit dem Folgeprojekt „Aufbau eines webbasierten Datenportals für ein kleinräumiges Demografie-Monitoring im Saalekreis“. Beide Projekte wurden im Rahmen des Demografie-Förderprogramms durch das Ministerium für Infrastruktur und Digitales finanziell gefördert.

 

Der Mehrwert

Durch das Demografie-Monitoring erhalten Kreis- und Kommunalverwaltungen einen quartalsaktuellen und bis auf die Ortsteilebene reichenden Einblick in die regionale Bevölkerungsstruktur. Darüber hinaus werden kommunale Planungsprozesse durch Bevölkerungsprognosen unterstützt, die aller drei Jahre aktualisiert werden. Diese Vorausberechnungen sind wichtig, um die Entwicklung der sozialen Infrastruktur, insbesondere von Schulen, Kindertageseinrichtungen oder Beratungsangeboten, besser abschätzen zu können.

Als regelmäßiger, digitaler Datenaustausch zwischen Landkreis und den kreisangehörigen Städten und Gemeinden stärkt das Demografie-Monitoring auch die interkommunale Zusammenarbeit. Zu betonen ist hier, dass diese Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis und auf der Idee eines gemeinsamen Mehrwerts beruht. Um die Stadt- und Gemeindeverwaltungen zu entlasten, übernimmt der Landkreis daher alle laufenden Pflege- und Aktualisierungskosten des Systems.

Das Ziel

Das Demografie-Monitoring hat sich mittlerweile zu einer einheitlichen Grundlage für zahlreiche kommunale Entscheidungsprozesse entwickelt. Künftig soll es über die demografischen Daten hinaus zu einer Datendrehscheibe der kommunalen Daseinsvorsorge ausgebaut werden. In diesem Sinne erfolgt aktuell die Implementierung von sozialen Infrastruktureinrichtungen auf Basis von Geoinformationsdaten. Darüber hinaus wird ein Berichtswesen etabliert, das die bestehenden Bevölkerungsdaten um Indikatoren zu den Themen Erziehung und Bildung, Gesundheit und Pflege, Menschen mit Behinderungen sowie soziale Transferleistungen erweitert.

Der Autor, Jahrgang 1986, ist seit 2015 Demografiebeauftragter des Saalekreises und betreut verschiedenste Projektvorhaben im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel.

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